Die nachfolgend präsentierten Inhalte beziehen sich auf das Thema des Promotionskollegs
Literatur
Fadeeva, Yuliya Inkommensurabilität von Begriffsschemata (2020)
Zur Plausibilisierung der Idee einer Verstehensgrenze
Die Annahme möglicher oder realer Verstehens- und Verständigungsgrenzen zwischen Individuen oder Gruppen, häufig ausgedrückt in der Metapher vom »Leben in verschiedenen Welten«, ist in unterschiedlichsten Diskursen anzutreffen. Verstanden als eine These über die Inkommensurabilität von Begriffssystemen bzw. als Unübersetzbarkeit von Sprachen wird sie von Donald Davidson zurückgewiesen. In der vorliegenden interdisziplinären Arbeit wird Davidsons Argumentation gegen diejenigen Kritiken verteidigt, welche sich vor allem auf das Spätwerk Ludwig Wittgensteins berufen. Die zentrale These dieser Arbeit lautet, dass die Frage nach der Plausibilität von Verstehensgrenzen ohne einen systematischen Bezug zur menschlichen Kommunikation nicht beantwortet werden kann. Sprechen und Interpretieren sind kommunikativ organisierte Prozesse, die nur unter Berücksichtigung der Erfolgsbedingungen von Kommunikationshandlungen hinreichend beschrieben und verstanden werden können.
Aus der Zusammenführung philosophischer und kommunikationstheoretischer Argumente wird deutlich, dass die Rede von prinzipiellen Verstehensgrenzen einer zwar durchaus verbreiteten, aber dennoch verfehlten Sprachauffassung entstammt. Davidsons eigener interpretationsbasierter Ansatz bietet die Grundlage für eine konstruktive Diskussion der Fragen nach Bedeutung, Verstehen und Verständigung sowie der Rolle der Kommunikation, die zur Entwicklung einer interdisziplinären Philosophie der Kommunikation maßgeblich beitragen könnte.
dvb forum 1/20
Digitale Mündigkeit
Digitalisierung, Arbeit 4.0 – diese Begriffe meinen einen umwälzenden Wandel, wie wir leben und wie wir arbeiten (werden). Auch beratende Berufe unterliegen der digitalen Entwicklung und erfordern digitale Kompetenzen und verändern sich – als Stichwort seien Online-Beratung oder virtuelle Beratungszimmer genannt.
Die vorliegende Ausgabe des dvb forum greift dieses Thema auf und legt den Fokus dabei insbesondere auf den Aspekt der digitalen Mündigkeit. Die Beiträge befassen sich mit dem, was die Digitalisierung für die (berufliche) Beratung bedeutet – und wie Beratende handlungsfähige Akteure in der Entwicklung bleiben.
Mit dem Fokus auf ratsuchende Menschen beschreibt dabei ein weiterer Artikel, wie Menschen mit Behinderungen zu einem selbstbestimmten, kompetenten Umgang mit (digitalen) Medien befähigt werden können.
Darüber hinaus macht die Zusammenfassung einer Studie die Weiterbildungsbedarfe von Beratenden im Feld Bildung, Beruf und Beschäftigung deutlich. Ein weiterer wissenschaftlicher Beitrag befasst sich mit der Entscheidungsfindung bei der Berufswahl junger Menschen.
Mit diesem Heft wird zudem die internationale Vernetzung des Verbandes aufgegriffen und ein Blick auf die Berater:innenqualifizierung im Ausland geworfen.
Engel, Nicolas / Köngeter, Stefan (Hrsg.) Übersetzung (2020)
Über die Möglichkeit, Pädagogik anders zu denken (Springer)
In diesem Band wird mittels des Übersetzungsbegriffs die Möglichkeit verhandelt, Pädagogik anders zu denken. Sozial- und kulturwissenschaftliche Übersetzungstheorien werden dabei genutzt, um die theoretische Produktivität von Übersetzung für die Pädagogik auszuloten: Als Topos pädagogischer Theoriebildung lassen sich mit Übersetzung Verhandlungen über die Bedeutung von Anderem und Anderen und über die Geltung von pädagogischem Wissen im Horizont eines möglichen oder zukünftigen Anders-Sein thematisieren. Ein pädagogischer Einsatz des Übersetzungsbegriffs verspricht zudem mögliche Antworten auf die Frage nach dem Wie der Vermittlung von Bedeutung und Wissen.
Dunger, Christine / Schnell, Martin, W. Digitalisierung der Lebenswelt (2019)
Studien zur Krisis nach Husserl
Dass die Digitalisierung mittlerweile alle Gesellschaftsbereiche durchdringt, ist unbestritten. Doch was sind die Konsequenzen? Steuern wir auf eine restlos in Daten erfasste, vollkommen künstliche Welt zu? Diese Schreckensvision wird den Ambivalenzen des anhaltenden Technologieschubs nicht gerecht. Jedoch fordern die spürbaren Veränderungen des menschlichen Weltverhältnisses dazu auf, sich über die Folgen dieses Prozesses zu vergewissern.
Zur Analyse zieht der vorliegende Band eine Diagnose des späten Husserls heran. Der Philosoph sah die menschliche Lebenswelt einer Tendenz zur Technisierung ausgesetzt, deren Fortsetzung wir in der Digitalisierung erleben. Sie steht im Zeichen einer rückhaltlosen wissenschaftlich-technischen Quantifizierung, die den materiell-lebensweltlichen Sinnzusammenhang von Individuum, Gesellschaft und Natur nachhaltig beeinflusst.
Die Beiträge des Buches untersuchen den gegenwärtigen Stand dieser Transformation in den Bereichen Politik, Wirtschaft, Verkehr, Wissen, Bildung, Literatur, Gesundheit und Erotik.
Zur Plausibilisierung der Idee einer Verstehensgrenze
Die Annahme möglicher oder realer Verstehens- und Verständigungsgrenzen zwischen Individuen oder Gruppen, häufig ausgedrückt in der Metapher vom »Leben in verschiedenen Welten«, ist in einer Reihe unterschiedlicher Diskurse anzutreffen. Verstanden als eine These über die Inkommensurabilität von Begriffssystemen bzw. als Unübersetzbarkeit von Sprachen wird sie von Donald Davidson zurückgewiesen. In der vorliegenden interdisziplinären Arbeit wird Davidsons Argumentation gegen diejenigen Kritiken verteidigt, welche sich vor allem auf das Spätwerk Ludwig Wittgensteins berufen. Die zentrale These dieser Arbeit lautet, dass die Frage nach der Plausibilität von Verstehensgrenzen ohne einen systematischen Bezug zur menschlichen Kommunikation nicht beantwortet werden kann. Sprechen und Interpretieren sind kommunikativ organisierte Prozesse, die nur unter Berücksichtigung der Erfolgsbedingungen von Kommunikationshandlungen hinreichend beschrieben und verstanden werden können.
Aus der Zusammenführung philosophischer und kommunikationstheoretischer Argumente wird deutlich, dass die Rede von prinzipiellen Verstehensgrenzen einer zwar durchaus verbreiteten, aber dennoch verfehlten Sprachauffassung entstammt. Davidsons eigener interpretationsbasierter Ansatz bietet die Grundlage für eine konstruktive Diskussion der Fragen nach Bedeutung, Verstehen und Verständigung sowie der Rolle der Kommunikation, die zur Entwicklung einer interdisziplinären Philosophie der Kommunikation maßgeblich beitragen könnte.
Tagungen
Jahrestagung „Organisation zwischen Theorie und Praxis“ der Sektion Organisationspädagogik an der Universität zu Kiel am 27./28. Februar 2020
und Pre-Conference für Wissenschaftler*innen in der Qualifikationsphase:
Forum Pädagogische Organisationsforschung am 26. Februar 2020.
LABOR.A 2019
Wie geht Gute Arbeit im Zeitalter der digitalen und ökologischen Wie geht Gute Arbeit im Zeitalter der digitalen und ökologischen Transformation? Das war das Thema der LABOR.A® 2019 in Berlin, Transformation? Das war das Thema der LABOR.A® 2019 in Berlin, die in diesem Jahr bereits zum zweiten Mal stattfand.
Weiterführendes
Arbeit und Informatisierung – ISF München
Digitalisierung braucht Mitbestimmung – Böckler IMPULS 15/2019